Mittwoch, 31. Dezember 2008

Rumi sagte....

Ich sah empor und schaute allerwärts – den Einen,
hinab, in allen Wellenschäumen nur – den Einen.
Ich sah ins Herz: es war ein Meer,
in dessen Grund – der Eine!
Ich sah ins All, das voller Welten, voller Träume –
und sah in allen Träumen nur – den Einen!

Ich blickte in mein eigenes Herz. Da sah ich ihn.
An keinem anderen Ort war er.

Am letzten Tag des Jahres, mein lieber Bruder sind meine Gedanken nur bei dir... ich sehe dein Gesicht auf den Bildern und wünschte ich mach kurz die Augen zu und dein Bild erwacht und nimmst mich kurz in den Arm, für Sekunden. Nur Sekunden mir dir. Was würde ich alles geben... für eine Umarmung.


Ich werde warten bis du mich abholst. Warten auf diese Umarmung... Ein lebenlang warten bis wir uns wieder sehen.

In Liebe und in Gedenken an den wundervollsten Bruder,
der mir genommen wurde.

Einen Kuss in den Himmel an dich und Maa

Sally

Sonntag, 28. Dezember 2008

Worte an der Wand


"Ich schreibs an jede Wand..."

Es war ein Gang mit Fenstern, von da aus konnte ich in dein Zimmer sehen. Wenn ich nicht bei dir sein durfte, so hab ich versucht wenigsten von weitem bei dir zu sein.

Salar, du weißt wie crrreeesssi die Family ist *g* Wie gewohnt versuche ich erst über die Fenster zu sehen, ob du da bist oder im OP... ich laufe auch an dem provisorischen Konstrukt, wo einst ein Fenster war vorbei.
Ich bleibe stehen, du kennst meine Liebe zum Detail...ich stell mir die Frage: da ist doch was, was gestern noch nicht hier war...?

Ja, deine Cousins haben dir eine Nachricht hinterlassen...
Wir alle klebten an dieser Scheibe mit Ausblick, wie Kinder vor einem Bonbonladen, die mit Sehnsucht warten und warten.... vier Wochen lang!

Sie haben es an die Wand geschrieben:

"Wir lieben dich und sind stolz auf dich"

Freitag, 26. Dezember 2008

Zwei Monate ohne DIch

mein Herz sucht Dich, Bruder..
Es ist in Stücken aber es sucht nur dich, es wünscht zu heilen.
Ich dachte meine Tränen trocken aber noch alle Seen werde ich weinen.

Das Herz das einst hüpfte, ist am Ende und versagt.
Nur noch eine Frage der Zeit und es hat dich gefunden.

Lass mich schlafen, nur im Traum umarmt er mich und redet mit mir... lasst mich schlafen. Nicht will ich erwachen.

Zwei Monate ohne Dich?
Wie..?

Dienstag, 23. Dezember 2008

Dein erstes graues Haar


29...

Sobald meine Augen sich schliessen sitz ich noch neben dir am Bett, streichel deine Arme. Es ist so wenig Platz deine Haut zu berühren.. Dein linker Arm- ein offener Schulterbruch und Unterarmbruch machen es mir nicht leicht.. ich versuch so viel zu berühren wie ich kann. Ich weiss, nicht ob du mich verstehst und ob du hörst was ich dir sage. Vielleicht kannst du die Buchstaben, die ich mit meinem Finger auf deine Haut schreibe, entziffern. S A L A R... B L E I B ... S T A R K, Du bist mein Ochse, mein Löwe, mein Herz, mein Held. Mein Bruder Löwenherz.

Du bist stark, das stärkste Mitglied unserer Familie. Das ist so.
Ich sitze da und deine Haut ist kalt... versuche deine Finger immer wieder gerade zu halten, deine Hand auf meiner Hand. Du hast so starke Hände. Deine starke Hand, die immer auf mich aufgepasst hat.. liegt nun in meiner Hand.

Salar, gib mir deine Schmerzen!!! Warum hörst du mich nicht!
Gib mir deinen Schmerz!!! Was soll ich nur tun damit es dir besser geht? Ich lese und lese über all diese medizinischen Details, die dich beherrschen. Stundenlang bin ich damit beschäftigt zu lesen und zu beten.

Alle Gebete... alle Religionen!

Es brennt eine Kerze an einem kleinen Altar, ich rede jede Nacht mit diesem Licht und hoffe, es trägt meine Gedanken zu dir. Ich durfte nicht bei dir bleiben in der Nacht.
Sie haben mich nicht gelassen, keine Nacht... in Gedanken habe ich dich jede Nacht im Arm gehalten mein kleiner großer BRuder. Ich habe mit Mama gesprochen und Sie gebeten in der Nacht über dich zu wachen. Die Kerze darf nicht ausgehen, also bleibe ich die Nächte wach, um über dein Licht zuwachen, ich stehe auf uns lese und bete und dann ist es endlich Zeit, dich zu sehen. Dir Wärme zu geben. Wie oft war ich vor verschlossener Tür, weil Sie sagten du bist wieder im OP...

Da liegst du, Salar... bitte steh auf!
Salar, bitte!
Ich streichel deine Füsse, ich küsse sie!!!! Bitte Salar steh auf...

Ich lege meinen Kopf auf deine Füsse und will nicht das Papa mich weinen sieht. Salar, ich bin nicht so stark wie du. Ich weine, bete und habe zu viel gelesen. Zu viel weiss ich über deinen Zustand und die medizinischen Details.

Zweifel? Niemals, nicht an dir mein Löwenherz... an mir und der Kraft, die nicht mehr ein Funken groß ist. Wie soll ich Papa in die Augen sehen mit dem was ich weiss? Wie Salar...
Tag für Tag, den Menschen mit Hoffnung zu begegen?

Du, hast mir Kraft gegeben... jedesmal wenn ich dich sehen durfte hast du mich mit Leben gefuellt. Du hast mich aufgebaut, wenn ich wie ein zusammengefaltes Blatt durch die Stunden der Distanz wanderte.

Hebe meinen Kopf wische die Tränen weg. Muss gehen, darf nicht länger bei meinem Bruder sein. Deine Füsse küsse ich, küsse deine Hände, küsse deine Stirn... halte inne und atmen tief ein, an deinem Haar rieche ich, schliesse die Augen und sehe dich vor mir. Dein Duft weckt so viele Erinnerungen. Über deinem Haupt öffne ich meine Augen und sehe... dein erstes graues Haar.

Sonntag, 21. Dezember 2008

Die längste Nacht

Eine wichtige Nacht in der Zarathustra Religion... Wintersonnenwende!!!!


Heute Nacht wird Licht und Hoffnung kommen, Salar... für dich!

Shabe Yalda, die längste Nacht im Jahr ohne Dich!!

Doch wird diese Feuerfest ein Zeichen sein und wir versprechen dir, dein Feuer wird immer brennen. 

Gute N8 Bruder...




Mittwoch, 17. Dezember 2008

Die Täter sind noch immer FREI

Mir fällt es von Tag zu Tag schwerer die Frage zu beantworten, warum eigentlich diese vier Täter und der Taxifahrer frei sind. 

Keine Ahnung...

Aber ich spüre wie diese fragenden Menschen immer unfassbarer reagieren und sich genauso ohnmächtig fühlen wie ich.

Wer gibt uns eigentlich die Antwort?



Montag, 15. Dezember 2008

28.09.2009

Mein Bruder Fabian Salar wird in dieser Nacht, ein Schlichter.

Ein Schlichter...

Er hilft Menschen, die er nicht mal gut kennt!

Warum?

Wieso stelle ich diese Frage: Warum?

Ist er einer der wenigen Menschen, die zu Helden werden, weil es nur wenige gibt für Heldentaten. Warum waren nicht mehr Menschen, die geholfen haben? Warum gab es nicht noch mehr Helden? WErden so wenige geboren... mit Mut, Herz und Stärke?

Warum ist er der Einizige?

Es gibt keinen Applaus!!!

Er ist also ein Helfer.... Er hat in der Not geholfen. Hilfegeleistet.
Das ist gut. Warum auch nicht!

Warum ist er aber der EINzige.

VIer Männer braucht es dann, um meinen Bruder zu Boden zu schlagen. Vier türkische Familienmitglieder, müssen meinem Bruder "zeigen" wer sie sind. Wer sind sie? Was sind sie?

In meinen Augen erbärmliche, wurmaehnliche

F E I G L I N G E

Ich bin mir sicher, dass sich deren Mütter schämen für das was diese Feiglinge, die ich vor meinem geistigen Auge nur in rosa Röckchen sehe, getan haben.

Es gibt einen gerechten Gott, da bin ich mir sicher.

Ich hoffe, wir leben lange genug, um das zu erleben!!!

Doch, was ist mit den Menschen, die meinen Bruder alleine gelassen haben, die zugesehen haben, die NICHTS getan haben und einfach nur gewartet haben, dass die "Schlägerei" vorbei ist.

Was ist mit den Menschen, die mir ins Gesicht lügen?
Wie schlafen die Menschen in der Nacht, die die Wahrheit kennen und wissen was passiert ist?
Einige Fehler wurden gemacht, seht ihr meinen Bruder in der Nacht vor Eurem Auge??

Ich habe öffentlich versprochen, dass ich meine Fragen stelle und es sind noch so viel mehr. Ich habe so viel erfahren von dieser Nacht. Ich warte auf die Menschen, die die Verantwortung tragen müssen... gebt mir endlich Eure Antworten.

Worte sind keine Taten.

Wo mein Bruder sein Blut verloren hat für Unschuldige, dort wo die Kerzen brennen... dort ist auch sein Geist. Seinen Frieden sollt ihr ihm geben...


Seid ihr so verschlafen, liebes Bensheim, Menschen dieser Stadt. Wie konntet ihr nur wegsehen.

Mein Bruder ist weg. ER IST WEG... er kommt nicht wieder und wer immernoch glaubt, es sei ein tragischer Unfall. Der soll mir das ins Gesicht sagen und ich werde erzählen was in dieser Nacht passiert ist. Wieviele Menschen in dieser Nacht weggeschaut haben.

Wie oft werden wir in der Geschichte noch wegschauen???


Unglaublicher als ein schlechter Film:
Vier Bestien schlagen mit brutaler Gewalt auf einen Menschen ein bis er nicht mehr kann und dann fährt ein Taxifahrer in einer 7 km/h Fußgängerzone über meinen Bruder, der 90kg wiegt und keinem Mittelstreifen gleicht.

Und keiner ist vor dieser Disko in der Hauptverkehrszeit?

Wer dabei war und nicht geholfen hat... tja, der soll seinen friedlichen Schlaf finden... heute und jede Nacht, die ich ohne meinen Bruder leben muss.

Salar war ein guter Mensch... ihr habt zugesehen, wie ein guter Mensch durch nicht geleistete
Hilfe zu Tode kommt. Viele Fehler wurden gemacht und ich bin mir sicher, bald habe ich Raum für diese Wahrheiten.


Und dann? War es dann noch ein tragischer Unfall?

Werdet ihr wieder wegsehen?
Ich nicht, so wurden mein Bruder und ich auch nicht erzogen. Ich werde deinem Bruder und deiner Schwester helfen, denn ich weiss wie schmerzlich dieser Verlust eines so geliebten Menschen sein kann, Ich wünsche es dir nicht... auch wenn du weggeschaut hast.


Seit dem 25.10.08 hab ich keinen Bruder mehr, ich hoffe er sieht mich und mein versprechen.
Salar unvergessen bleibt diese Tat... auch für die, die zugesehen haben!!!

Salar, du sollst ein Denkmal haben und ein Mahnmal für die, die nicht wissen was Heldentaten sind.

Sonntag, 14. Dezember 2008

Mein Anfang

Viel Nächte bleib ich wach, mache mir Gedanken. In diesen Momenten fühle ich stillstand und in der gleichen Sekunde überrollt mich eine Lawine. Diese Lawine erstickt und erdrückt mich.

Heute ist der 14.12.2008 es ist gleich 23.20 nur um es dokumetarisch zu hinterlegen.
Vielleicht bist du auch wach und willst lesen. Lesen warum Lawinen mich zu einem lebenden Toten gemacht haben.

Die Lawine die alles zum Rollen bringt ist in der Nacht zum 28.09.2008, ein Monat nach meinem 33. Geburtstag. Klar hab ich meinen 33. Geburtstag gefeiert. Man sollte im Leben vieles feiern.

Doch manchmal fällt es schwer zu feiern. Mit 29 Jahren verliere meine Mutter, ich hatte sehr den Sinn für fröhliche Momente verloren. Aber ich war nicht allein. Nie war ich allein.Wir lernten mit den Schmerzen umzugehen. Lange glaubten wir, wir erleiden einen Herzinfarkt, da unsere Herzen so sehr blutenden. Doch es war die Trauer. Mein Vater war nach diesem Schicksalsschlag der Felsen, der mich vor der Brandung schütze und mein Bruder die Sonne, das Licht in meiner Dunkelheit. Dieser Felsen und diese Sonne gaben mir wieder den Mut zur Fröhlichkeit. Mein Leben wurde Stück für Stück bunter.

Und es wurde auch wieder gefeiert. Die kleine Familie: mein Paa, mein Bruder Fabian Salar und ich. Wir gaben uns Halt, Lachen, Spass, Kritik und sehr viel Liebe. So verschieden und doch so gleich. Wir feierten viele Feste und am 28.9.2008 feiert Fabian Salar Saremi allein.

Ich verabschiede mich am 27.9. mittags von meinem Bruder. Wir grillten im Hof und er trug das grüne T-shirt, dass ich ihm von meiner Reise: Prince Edward Island mitgebracht hab. Grün... es war grün! " Mein Gott Salar, deine Augen... unglaublich! Sie verändern die Farbe mit deinem Outfit.
Salar Augen sind bunt, blau und gelb und lauter viele Streifen. Ein Augenarzt sagte, er habe Tigeraugen. So schöne Augen, wie konnte ich nur erahnen, dass es das letzte Mal sein wird, dass ich diese schönen Augen lachend sehen werde. Warum sagte mir das keiner? Warum bin ich gegangen und nicht geblieben, um mit ihm zu feiern?

Es ist 19h und Paa ruft mich an. Meine kleine Familie hat das Grab von Maa schön gemacht. Ich habe die Blumen ausgesucht und Paa ist mit Salar hoch auf den Waldfriedhof. Salar sendet mir eine MMS mit der neuen "Winterkollektion" von Mama. Wie wunderschön es geworden ist. Salar es ist toll, ich glaube, dass Grab von Mama war noch nie so schön.

TOLL!

Salar sagte: oh ja, gefällt es dir! Ich lachte vor Freude über diesen Liebesdienst und sagte: Salar wirklich es war noch nie so schön. Ich sagte es, weil es die Wahrheit war und ich sagte diese Worte, weil ich weiss mein Bruder war nicht gerne auf dem Friedhof... er war selten bei Maa am Grab. Für Salar war unsere Mama überall und in unseren Herzen.

Er ging alleine, es war Mitternacht, als Salar zu Papa sagte: Papa geh schlafen es ist spät...
Seine letztes Lebewohl: Gute Nacht Papa!!
Warum hat es niemand Papa gesagt, dass Salar ein letzte Mal "Auf wiedersehen" sagt?


Keiner hat es uns gesagt. Und er ging alleine...

Ich musste nach Frankfurt, am nächsten Tag ging mein Flug nach Toronto und ich war eigentlich immer schon einen Tag vorher wieder in FRankfurt um alles zu packen und zu organisieren. An dem Abend bin ich noch mit einem Bekannte in den " Baader-Meinhof-Komplex!" Und war nachdenklich nach Hause gefahre. Was war damals los in Deutschland. Gewalt als Zeichen einer Bewegung und Befreiung? Wie sehr hatte ich als Jugendliche die RAF verstehen können und nun mit 33 Jahren war ich skeptisch. nachdenklich und betroffen. Doch eigentlich betroffen über die heutige politische Gleichgültigkeit. Wir leben in einem Land der Demokratie und Freiheit. Doch was ändert sich für mich nach diesem Kinobesuch. Ich geh allein nach Hause.

Der nächste Morgen wird mein Leben verabschieden. Es ist nicht mehr das was es mal war. Ausser mein Name und meine Adresse sind geblieben, doch meine Seele liegt unter der Lawine.
Mein Bruder liegt unt dem Auto.


Ich wusste nichts nur Facetten und Brocken einer Geschichte, die bis heute kein Ende genommen hat. Ich fliege nicht nach Toronto mein Koffer bleibt alleine stehen. Mein Vater und mein Cousin Sascha holen mich ab. Ein langer Weg nach Mannheim. Eine meiner Ewigkeiten, die ich in 33 Jahren schon erleben sollte. "Salar hat eine Kopfverletzung".... ich verkrampfe, "es gab wohl eine Schlägerei"... war das eben mein Nagel der sich in meine Handfläche bohrt?
Der Blitzer war aus, wir waren schnell - doch meine Welt läuft in Slowmotion.... ich kann nichts sagen, oder habe ich meine Zähne auseinaderbekommen? Sagte ich: ich bringe sie um? Als mein Cousin mich auf dem letzten Weg zum Krankenhaus noch mit der Information überrollte: Salar hat man überfahren!!?

Ich bekomme keine Luft, das Licht ist schrecklich. So fühlt sich diese Lawine an. Ich erfiere vor Angst. Ich habe Angst. Wieder habe ich Angst. Die Lebensuhr tickt laut in mir, der Puls an meinem Hals übertönt alle Geräusche in diesem Krankenhaus. Seit zwei Stunden warten wir und es werden noch weitere Stunden ohne Information über Salar. Er ist allein. Wir sind hier aber nicht da. Menschen gehen an uns vorbei, ich kenn nicht ihre Namen und auch weiss ich nicht wohin sie gehen. Salar... S A L A R, lass uns gehen, ich will diese Menschen auch nicht kennen, warum bin ich hier? Warum ist heute nicht gestern und wir wieder zusammen.

Sie sagt was, ich sehe an Ihren Lippen, dass Sie mit uns spricht. Ich sackte an der Wand entlang, die Erdanziehung hat nun die Kontrolle über mich. Zu Boden gehe ich. Mein eines Knie setze ich ab, die eine Hand davor. Senke mein Haupt und halte mich für den Schlag bereit. Ich erwache nicht bis heute. Es ist nun 00.00 und mein Haupt liegt vor mir. Unter einer Lawine