Sonntag, 14. Dezember 2008

Mein Anfang

Viel Nächte bleib ich wach, mache mir Gedanken. In diesen Momenten fühle ich stillstand und in der gleichen Sekunde überrollt mich eine Lawine. Diese Lawine erstickt und erdrückt mich.

Heute ist der 14.12.2008 es ist gleich 23.20 nur um es dokumetarisch zu hinterlegen.
Vielleicht bist du auch wach und willst lesen. Lesen warum Lawinen mich zu einem lebenden Toten gemacht haben.

Die Lawine die alles zum Rollen bringt ist in der Nacht zum 28.09.2008, ein Monat nach meinem 33. Geburtstag. Klar hab ich meinen 33. Geburtstag gefeiert. Man sollte im Leben vieles feiern.

Doch manchmal fällt es schwer zu feiern. Mit 29 Jahren verliere meine Mutter, ich hatte sehr den Sinn für fröhliche Momente verloren. Aber ich war nicht allein. Nie war ich allein.Wir lernten mit den Schmerzen umzugehen. Lange glaubten wir, wir erleiden einen Herzinfarkt, da unsere Herzen so sehr blutenden. Doch es war die Trauer. Mein Vater war nach diesem Schicksalsschlag der Felsen, der mich vor der Brandung schütze und mein Bruder die Sonne, das Licht in meiner Dunkelheit. Dieser Felsen und diese Sonne gaben mir wieder den Mut zur Fröhlichkeit. Mein Leben wurde Stück für Stück bunter.

Und es wurde auch wieder gefeiert. Die kleine Familie: mein Paa, mein Bruder Fabian Salar und ich. Wir gaben uns Halt, Lachen, Spass, Kritik und sehr viel Liebe. So verschieden und doch so gleich. Wir feierten viele Feste und am 28.9.2008 feiert Fabian Salar Saremi allein.

Ich verabschiede mich am 27.9. mittags von meinem Bruder. Wir grillten im Hof und er trug das grüne T-shirt, dass ich ihm von meiner Reise: Prince Edward Island mitgebracht hab. Grün... es war grün! " Mein Gott Salar, deine Augen... unglaublich! Sie verändern die Farbe mit deinem Outfit.
Salar Augen sind bunt, blau und gelb und lauter viele Streifen. Ein Augenarzt sagte, er habe Tigeraugen. So schöne Augen, wie konnte ich nur erahnen, dass es das letzte Mal sein wird, dass ich diese schönen Augen lachend sehen werde. Warum sagte mir das keiner? Warum bin ich gegangen und nicht geblieben, um mit ihm zu feiern?

Es ist 19h und Paa ruft mich an. Meine kleine Familie hat das Grab von Maa schön gemacht. Ich habe die Blumen ausgesucht und Paa ist mit Salar hoch auf den Waldfriedhof. Salar sendet mir eine MMS mit der neuen "Winterkollektion" von Mama. Wie wunderschön es geworden ist. Salar es ist toll, ich glaube, dass Grab von Mama war noch nie so schön.

TOLL!

Salar sagte: oh ja, gefällt es dir! Ich lachte vor Freude über diesen Liebesdienst und sagte: Salar wirklich es war noch nie so schön. Ich sagte es, weil es die Wahrheit war und ich sagte diese Worte, weil ich weiss mein Bruder war nicht gerne auf dem Friedhof... er war selten bei Maa am Grab. Für Salar war unsere Mama überall und in unseren Herzen.

Er ging alleine, es war Mitternacht, als Salar zu Papa sagte: Papa geh schlafen es ist spät...
Seine letztes Lebewohl: Gute Nacht Papa!!
Warum hat es niemand Papa gesagt, dass Salar ein letzte Mal "Auf wiedersehen" sagt?


Keiner hat es uns gesagt. Und er ging alleine...

Ich musste nach Frankfurt, am nächsten Tag ging mein Flug nach Toronto und ich war eigentlich immer schon einen Tag vorher wieder in FRankfurt um alles zu packen und zu organisieren. An dem Abend bin ich noch mit einem Bekannte in den " Baader-Meinhof-Komplex!" Und war nachdenklich nach Hause gefahre. Was war damals los in Deutschland. Gewalt als Zeichen einer Bewegung und Befreiung? Wie sehr hatte ich als Jugendliche die RAF verstehen können und nun mit 33 Jahren war ich skeptisch. nachdenklich und betroffen. Doch eigentlich betroffen über die heutige politische Gleichgültigkeit. Wir leben in einem Land der Demokratie und Freiheit. Doch was ändert sich für mich nach diesem Kinobesuch. Ich geh allein nach Hause.

Der nächste Morgen wird mein Leben verabschieden. Es ist nicht mehr das was es mal war. Ausser mein Name und meine Adresse sind geblieben, doch meine Seele liegt unter der Lawine.
Mein Bruder liegt unt dem Auto.


Ich wusste nichts nur Facetten und Brocken einer Geschichte, die bis heute kein Ende genommen hat. Ich fliege nicht nach Toronto mein Koffer bleibt alleine stehen. Mein Vater und mein Cousin Sascha holen mich ab. Ein langer Weg nach Mannheim. Eine meiner Ewigkeiten, die ich in 33 Jahren schon erleben sollte. "Salar hat eine Kopfverletzung".... ich verkrampfe, "es gab wohl eine Schlägerei"... war das eben mein Nagel der sich in meine Handfläche bohrt?
Der Blitzer war aus, wir waren schnell - doch meine Welt läuft in Slowmotion.... ich kann nichts sagen, oder habe ich meine Zähne auseinaderbekommen? Sagte ich: ich bringe sie um? Als mein Cousin mich auf dem letzten Weg zum Krankenhaus noch mit der Information überrollte: Salar hat man überfahren!!?

Ich bekomme keine Luft, das Licht ist schrecklich. So fühlt sich diese Lawine an. Ich erfiere vor Angst. Ich habe Angst. Wieder habe ich Angst. Die Lebensuhr tickt laut in mir, der Puls an meinem Hals übertönt alle Geräusche in diesem Krankenhaus. Seit zwei Stunden warten wir und es werden noch weitere Stunden ohne Information über Salar. Er ist allein. Wir sind hier aber nicht da. Menschen gehen an uns vorbei, ich kenn nicht ihre Namen und auch weiss ich nicht wohin sie gehen. Salar... S A L A R, lass uns gehen, ich will diese Menschen auch nicht kennen, warum bin ich hier? Warum ist heute nicht gestern und wir wieder zusammen.

Sie sagt was, ich sehe an Ihren Lippen, dass Sie mit uns spricht. Ich sackte an der Wand entlang, die Erdanziehung hat nun die Kontrolle über mich. Zu Boden gehe ich. Mein eines Knie setze ich ab, die eine Hand davor. Senke mein Haupt und halte mich für den Schlag bereit. Ich erwache nicht bis heute. Es ist nun 00.00 und mein Haupt liegt vor mir. Unter einer Lawine

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