Dienstag, 23. Dezember 2008

Dein erstes graues Haar


29...

Sobald meine Augen sich schliessen sitz ich noch neben dir am Bett, streichel deine Arme. Es ist so wenig Platz deine Haut zu berühren.. Dein linker Arm- ein offener Schulterbruch und Unterarmbruch machen es mir nicht leicht.. ich versuch so viel zu berühren wie ich kann. Ich weiss, nicht ob du mich verstehst und ob du hörst was ich dir sage. Vielleicht kannst du die Buchstaben, die ich mit meinem Finger auf deine Haut schreibe, entziffern. S A L A R... B L E I B ... S T A R K, Du bist mein Ochse, mein Löwe, mein Herz, mein Held. Mein Bruder Löwenherz.

Du bist stark, das stärkste Mitglied unserer Familie. Das ist so.
Ich sitze da und deine Haut ist kalt... versuche deine Finger immer wieder gerade zu halten, deine Hand auf meiner Hand. Du hast so starke Hände. Deine starke Hand, die immer auf mich aufgepasst hat.. liegt nun in meiner Hand.

Salar, gib mir deine Schmerzen!!! Warum hörst du mich nicht!
Gib mir deinen Schmerz!!! Was soll ich nur tun damit es dir besser geht? Ich lese und lese über all diese medizinischen Details, die dich beherrschen. Stundenlang bin ich damit beschäftigt zu lesen und zu beten.

Alle Gebete... alle Religionen!

Es brennt eine Kerze an einem kleinen Altar, ich rede jede Nacht mit diesem Licht und hoffe, es trägt meine Gedanken zu dir. Ich durfte nicht bei dir bleiben in der Nacht.
Sie haben mich nicht gelassen, keine Nacht... in Gedanken habe ich dich jede Nacht im Arm gehalten mein kleiner großer BRuder. Ich habe mit Mama gesprochen und Sie gebeten in der Nacht über dich zu wachen. Die Kerze darf nicht ausgehen, also bleibe ich die Nächte wach, um über dein Licht zuwachen, ich stehe auf uns lese und bete und dann ist es endlich Zeit, dich zu sehen. Dir Wärme zu geben. Wie oft war ich vor verschlossener Tür, weil Sie sagten du bist wieder im OP...

Da liegst du, Salar... bitte steh auf!
Salar, bitte!
Ich streichel deine Füsse, ich küsse sie!!!! Bitte Salar steh auf...

Ich lege meinen Kopf auf deine Füsse und will nicht das Papa mich weinen sieht. Salar, ich bin nicht so stark wie du. Ich weine, bete und habe zu viel gelesen. Zu viel weiss ich über deinen Zustand und die medizinischen Details.

Zweifel? Niemals, nicht an dir mein Löwenherz... an mir und der Kraft, die nicht mehr ein Funken groß ist. Wie soll ich Papa in die Augen sehen mit dem was ich weiss? Wie Salar...
Tag für Tag, den Menschen mit Hoffnung zu begegen?

Du, hast mir Kraft gegeben... jedesmal wenn ich dich sehen durfte hast du mich mit Leben gefuellt. Du hast mich aufgebaut, wenn ich wie ein zusammengefaltes Blatt durch die Stunden der Distanz wanderte.

Hebe meinen Kopf wische die Tränen weg. Muss gehen, darf nicht länger bei meinem Bruder sein. Deine Füsse küsse ich, küsse deine Hände, küsse deine Stirn... halte inne und atmen tief ein, an deinem Haar rieche ich, schliesse die Augen und sehe dich vor mir. Dein Duft weckt so viele Erinnerungen. Über deinem Haupt öffne ich meine Augen und sehe... dein erstes graues Haar.

2 Kommentare:

  1. Oh Sally...
    es bricht mir das Herz.....
    Mehr KANN ich nicht zu diesem Blog sagen.
    Könnte ich euch doch nur ein bisschen Schmerz abnehmen, der wie Tonnen auf euch lastet...:-(
    Mein Herz weint...
    Salar ist wundervoll

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  2. Tief traurig les ich diese Zeilen....heute ist auch für mich so ein schwerer Tag. Meine Gedanken sind ganz weit weg....

    Meine Trauer ist rot,
    für die Unruhe in mir.
    Meine Trauer ist blau,
    für die Einsamkeit, die Leere
    und alle ungestillten Sehnsüchte.
    Meine Trauer ist schwarz,
    für die Verzweiflung und den Abgrund in meiner Seele.
    Meine Trauer ist braun,
    für das Ringen um Boden unter meinen Füßen.
    Meine Trauer ist gelb,
    für alle Schätze, die mir dennoch zuteil werden,
    für das Licht, das immer wieder für mich scheint,
    und für die Menschen, die die Sonne zu mir bringen.
    Meine Trauer ist grün,
    für die Hoffnung, die Zuversicht
    und das Wissen darum, dass es immer weiter geht.
    Meine Trauer ist weiss,
    für alle Schutzengel, die mich an der Hand halten,
    mich trösten und Balsam meiner Seele sind.
    Und für die Kraft,
    die mich durch diese Zeit trägt,
    ohne dass ich ihren Ursprung kenne.
    Meine Trauer ist bunt wie ein Kaleidoskop,
    für alle Gefühle in mir,
    die sein wollen und sein dürfen.
    Ich lasse sie zu und halte sie aus,
    gebe ihnen Raum zum Leben
    und zur Verwandlung.

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